„Ich bin
nicht immer glücklich. Ich weiß, das ist niemand. Aber mein Leben kommt mir so
langweilig vor. Ich lebe ein Leben, wie jeder andere. Ein Durchschnittsleben.
Ich bin das Durchschnittsmädchen. Mit den Durschnittsfähigkeiten.
Aber genau
das will ich nicht sein. Ich will nicht der Durchschnitt sein. Ich will mehr
sein. Ich will nicht mein Leben gelebt haben, sterben und für immer vergessen
werden. Ich will etwas erreichen. Nachhaltig. Sodass ich nicht einfach
vergessen werde."
Das habe ich
geschrieben als ich 14 Jahre alt war. Während andere Mädchen in meinem Alter
für einen Sänger schwärmten oder über ihre Freundinnen lästerten, habe ich über
das Sterben und das Vergessen werden philosophiert.
Seitdem hat
sich viel verändert. Oder auch eigentlich nicht. Ich bin kein
Durchschnittsmädchen mehr. Ich war es auch damals nicht, aber das weiß ich erst
jetzt. Immer schon war ich eine Gedankenkünstlerin, eine Traumtänzerin, eine
Fantasiedirigentin.
Die Zeit, in
der ich so viel über das Leben nachgedacht habe, war bisher die schwierigste.
Doch über jeden Stein, der mir in den Weg gelegt wurde, bin ich höher und
weiter hinweggesprungen und mehr und mehr zu einer Bewusstseinskämpferin, einer
Freiheitsverfechterin, einer Willenskriegerin geworden.
Das muss man
auch sein, wenn man sich nicht der monotonen Masse aus einzigartigen Klonen anpassen
will. Denn wenn man eine Sternengreiferin, eine Weitblickende, eine Unendlichkeitsreisende
ist, hat man selten Unterstützer.
Wenn sich
mir zwei Wege eröffnen, wähle ich den weniger betretenen, auch wenn man mich
dabei selten beobachten kann. Eine Lügenspielerin, eine Geheimgangsucherin, eine
Schattenwandlerin hat in einer Welt aus Licht und Dunkel die besseren Karten.
Abgesehen
von der Tatsache, dass ich mich mit 14 lieber in Büchern versteckt habe, statt
mich der Missgunst anderer Menschen zu stellen, war ich doch irgendwie ein
Durchschnittsmädchen mit Durchschnittsproblemen und Durchschnittsfähigkeiten.
Das hat sich tatsächlich geändert, jetzt bin ich eine Fernwehbürgerin, eine
Überdurchschnittsschülerin, eine Vorweggeherin.
In der
Vergangenheit habe ich für verschiedene Menschen bereits verschiedene Rollen
gespielt: das erste Kind, die Vielfältigkeitsgenießerin, die beste Freundin, die
Klassenstreberin, die erste Liebe, das Niemalsmädchen, die ehrgeizigste
Schülerin, die Weitweitwegwollende.Was die Zukunft bringt, kann ich nicht sagen, denn ich bin keine Glückswahrsagerin, keine Lebenspessimistin, keine Allesplanerin. Aber die wertvollsten Schätze sind eh die, die man gar nicht sucht und trotzdem findet.
Ich weiß, wer ich war und ich weiß, wer ich bin und ich bin, wie ich bin. Ich bin ich und ich bin eine Geschichtenschreiberin.