Da die Zugfahrt 2:20h dauerte, habe ich einen frühen Zug um kurz vor 8 Uhr morgens genommen. Die Tatsache, dass in der Nacht die Uhren von Winter- auf Sommerzeit umgestellt wurden, trug ebenfalls dazu bei, dass ich nicht besonders ausgeschlafen war. Während der Fahrt durch die Berge habe ich dann auch noch ein bisschen gedöst.
Gegen 10 Uhr bin ich in Florenz angekommen. Als erstes habe ich mir all die wichtigsten Sehenswürdigkeiten angeschaut:
den Dom, |
David, |
und den Arno und die Ponte Vecchio. |
Dann konnte ich dank Geocaching auch ein paar abgelegene Ecken entdecken. In Florenz lohnt es sich sehr, die Seitenstraßen entlang zu schlendern. Dort befinden sich die besten Restaurants und Eisdielen (an einem schönen Tag wie gestern mit ellenlangen Schlangen davor) und ein paar versteckte Kirchen. Außerdem habe ich eine ziemlich coole Buchbinderei mit angeschlossenem Laden in einer weniger frequentierten Straße gefunden.
In den Kirchen lagen wegen Palmsonntag Haufen von Ölzweigen, mit denen auch ganz viele Leute durch die Gegend gelaufen sind.
In der Stadt war überall viel los, nicht nur wegen des Frühlingswetters, sondern auch wegen der ,,Giornate FAI". Das ist eine Veranstaltung, die in ganz Italien zwei Mal im Jahr stattfindet und bei der ansonsten geschlossene Kirchen, Palazzi, Sammlungen etc. ihre Türen öffnen.
Florenz ist im Allgemeinen sehr touristisch, aber auch wirklich eine schöne Stadt. Tatsächlich schöner als ich es in Erinnerung hatte.
Typisch für touristische italienische Städte: die Straßenverkäufer, die versuchen, einem unnützes Zeug anzudrehen. Ich frage mich immer, wer sowas kauft, aber nachdem ich beim Essen zwanzig Minuten lang drei Armbändchenver,,schenker" beobachtet habe und allein in der Zeit drei Männer sich ein Armband haben andrehen lassen, kenne ich alle Tricks der illegalen Verkäufe.
Insider: Wer erinnert sich an die Mauer links im Bild? |
Sieben Stunden lang bin ich zu Fuß durch die Stadt gelaufen. Unter anderem war ich auch auf der Seite des Flusses, auf der nicht die Altstadt ist und auf der ich vor acht Jahren nicht war. Auf dem Rückweg zum Bahnhof habe ich mir mein erstes Gelato dieses Jahr gegönnt.
Am Bahnhof musste ich darauf warten, dass der Bahnsteig für meinen Zug zurück nach Emilia-Romagna angezeigt wurde. Zusammen mit einer riesigen Gruppe von Menschen stand ich unter der Anzeige, bis drei Minuten vor der geplanten Abfahrt endlich ,,Binario 15" angezeigt wurde. Die ganze Traube von Menschen bewegte sich Richtung Gleis 15. Der Zug war noch nicht da, aber als er dann angefahren kam, hörte man nur von allen Seiten ,,Oddio" und ,,Mamma mia, wie sollen wir da alle rein passen?". Geschätzt etwa 400 Menschen standen am Gleis und der Regionalzug hatte inklusive Lok nur drei Wagons. Die Leute quetschten sich wie die Sardinen und es passten trotzdem nicht alle rein. Zwanzig Minuten brauchten die Verantwortlichen von Trenitalia, um zu entscheiden, ob wir losfahren können. Um ziemlich genau 18 Uhr wurden dann ohne Ansage einfach alle Türen geschlossen, der Zug ist losgefahren und der Rest der Menschen musste am Gleis stehen bleiben. Ich war zum Glück (?) im Zug. Leider fuhren fast alle diese Menschen bis zur Endhaltestelle in Faenza mit. So musste ich nach sieben Stunden laufen auch noch zwei Stunden ziemlich unbequem stehen.
Am Ende hatten wir 40 min Verspätung und ich 45 min Umsteigezeit. 5 min länger und ich hätte in Faenza noch zwei Stunden auf den nächsten Zug warten müssen.
Man beachte das Männchen im Straßenschild :) |
Man kann sich vielleicht vorstellen, wie müde ich war, als ich schließlich zu Hause ankam. Zu wenig geschlafen, früh aufgestanden, sieben Stunden gelaufen, zwei Stunden gestanden, insgesamt etwa 18 Stunden am Stück wach. Ausgelaugt ist wohl das bessere Wort dafür. Und trotzdem, oder gerade deswegen, war ich glücklich am Ende des Tages. Denn ausgelaugt zu sein bedeutet meistens, etwas erlebt zu haben. Und in diesem Fall war es (hauptsächlich ;) ) etwas schönes.