Donnerstag, 25. Mai 2017

Reisen: Traumland Kanada (Teil 1)




Vor genau einem Jahr bin ich nach 10 Monaten in Kanada von Vancouver zurück nach Frankfurt geflogen. Ich vermisse das Land, das Reisen, das Abenteuer ...
Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch keinen Blog, aber ich habe trotzdem woanders Berichte veröffentlicht, die ich jetzt zum ersten Jahrestag hier nochmal reinstelle.



Traumland Kanada - Teil 1 (vom 20.09.2015)

Endlich habe ich die Zeit gefunden, meinen versprochenen Bericht aus Kanada zu schreiben. Ich bin hier in British Columbia nun schon seit zwei Monaten und wie nicht anders zu erwarten hat mich das Land von Anfang an verzaubert...

Der Weg ist das Ziel
Seit ungefähr fünf Jahren schon ist es mein großer Traum gewesen, ein Jahr in Kanada zu verbringen. Warum unbedingt Kanada? Diese Frage stellen mir viele und eine konkrete Antwort darauf habe ich nicht. Ich wollte schon während der Schulzeit in ein englischsprachiges Land und ich wollte nicht dorthin, wo alle hin wollen: USA, Australien, Groß Britannien. Da mir natürlich als WWF-Jugend-Mitglied die Natur sehr am Herzen liegt und ich aber gerne auch mal einen Städtetrip mache, schien mir Kanada die perfekte Wahl. Wie ich jetzt aus Erfahrung berichten kann, kann man hier direkt von der Metropole aus im Wald oder im See abtauchen. Ich habe gefühlt mehr als fünf Jahre darauf gewartet, dass der zweiundzwanzigste Juli 2015 endlich Gegenwart wird. Dabei stand mein Auslandsaufenthalt zwischenzeitlich immer wieder auf der Kippe. Zuerst als ich herausfand, dass es für Kanada kein Au-pair- Programm wie etwa für die USA gibt, dann als sich herausstellte, dass aus meiner Alternative, dem Work-and-Travel-Aufenthalt, auch nichts werden würde, weil ich zu jung zur Visumsantragsstellung war. Ich hielt trotzdem an meinem Plan fest, dann mindestens für ein halbes Jahr als Tourist nach Kanada zu gehen. Letztendlich habe ich mein Working-Holiday-Visum doch noch bekommen und bleibe nun bis Mai 2016 in meinem Traumland.





Bisher...
...habe ich schon einiges von der Cariboo-Region gesehen, in der ich im Moment lebe, war auf einem Festival, in Edmonton (im größten Einkaufszentrum Nordamerikas), campen und in Vancouver. Ich arbeite aktuell in einem Supermarkt, um meine anstehende Reise nach Toronto zu finanzieren und habe mich für den Winter in dem Skiresort in Whistler beworben.





Natur pur
Kanada ist ein riesiges Land, das nur sehr dünn besiedelt ist. Ein Großteil der Bevölkerung wohnt nahe der US-amerikanischen Grenze und in den Großstädten. Dementsprechend besteht der Rest des Landes aus Wald, Eis, kleinen Städtchen, Seen und nochmal Wald. Insbesondere in British Columbia spielen dabei natürlich noch die Berge eine gewichtige Rolle. Der vergangene Sommer war in BC leider äußerst trocken, weswegen es viele Waldbrände gab. Es gibt eine Kampagne, um diese zu verhindern, aber in diesem Land gibt es eben doch auch die Leute, die achtlos ihre Zigaretten in den Busch werfen.
Ganz anders war es auf dem Festival, auf dem ich kurz nach meiner Ankunft war. Dort wurden Recycling, Umweltschutz und der Wunsch, die Welt zu verbessern, groß geschrieben.
Über die Unmengen an Plastiktüten, in die die Produkte aus dem Supermarkt von den Kassierern verpackt werden, und die zweifelhafte Mülltrennung tröstet das leider nicht hinweg.
Außerdem spielen leider im ganzen Land die Öl- und die Holzindustrie eine enorme Rolle in Bezug auf Arbeit und Wohlstand. Das Auto wird hier (oft aufgrund mangelnder Alternative) ähnlich wie in den USA auch für sehr kurze Kurzstrecken benutzt.





Die Kanadier
Den typischen Kanadier gibt es hier nicht, denn jeder hat hier eine eigene Lebensgeschichte. Viele haben Eltern, die aus Europa nach Kanada ausgewandert sind. Die Ureinwohner Kanadas, die First Nations, haben immer noch Probleme, insbesondere mit Alkohol und anderen Drogen, aber ich habe auf dem Festival auch super integrierte First Nations getroffen. Die Einwohner British Columbias (und vermutlich auch des restlichen Landes) sind das offenste und toleranteste Volk, dem ich bis jetzt begegnet bin. Small Talk wird, vor allem in den Großstädten, mit jedem geführt; die deutsche Verschlossenheit ist hier fehl am Platz. Die Kanadier mögen ihr Land und meiner Erfahrung nach haben viele durch ihre Offenheit (für neue Ideen) auch den Willen etwas zu ändern. Die Bäume, die abgeholzt wurden, werden wieder aufgeforstet und viele Menschen bringen mittlerweile ihre eigenen Stofftaschen mit zum Einkaufen. Outdoor-Sport betreibt hier quasi jeder und ganz BC ist im Sommer in der Natur campen. Diese Naturverbundenheit fördert hoffentlich das Umweltbewusstsein der Kanadier. Nächsten Monat sind hier Wahlen, eine grüne Partei gibt es, aber sie ist noch ziemlich klein.

Der Aufenthalt in Kanada ist auf jeden Fall eine Bereicherung für mein Lebens, das kann ich jetzt schon sagen. Ich bereue es absolut nicht, den langen Weg auf mich genommen zu haben. Durch die Distanz zum Heimatland habe ich aber auch festgestellt, das Deutschland, wenn auch deutlich dichter besiedelt (was beim Reisen definitiv ein Vorteil ist), trotzdem ziemlich schön ist. Die Wälder in BC im Sommer kamen mir aus irgendeinem Grund ziemlich langweilig vor. Mittlerweile hat sich das geändert, der Indian Summer, in dem sich die Blätter gelb, orange und rot färben, rückt nah. Wie der Rest des Herbstes und der lange Winter hier sind, werde ich euch in meinen nächsten Berichten erzählen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen